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2014

Einführungsrede bei der Eröffnung der Ausstellung "Frostige Wärme" in der Galerie Bachlechner (Zürich/Bergdietikon) am 15.03.2014 (Ausschnitt)

Hanns Bachlechner

Sehr geehrte Damen und Herren!  Liebe Kunstfreunde! Geschätzte Freunde der Galerie!

Wir schreiben das Jahr 2014. Das Einladungsbild "Frostige Wärme" es passt bestens ins 2014, tut es immer noch. Das letzte Bild, die letzte Skulptur ist nicht fest zu machen.

Viele der Unentwegten machen gute Bilder und gute Skulpturen. Manche Wenige besonders gute Bilder und manche der Wenigen  besonders gute Skulpturen.

Die Bilder sowie die Skulpturen sind autonom. Wer will kann sich den Bildern von Gennady wie auch den Skulpturen von Manuel

aussetzen, einen Moment lang, oder andauernd. Es kann doch nichts passieren. Der Sog, er saugt nicht wirklich in die Tiefe und für mögliche auftretende Erkenntnisse ist jeder selbst verantwortlich. Und die Ewigkeit betreffend, ändert sich überhaupt  nichts. Der Stein der Weisen, er ruhe in Frieden.

Dem Geheimnis Gold zu machen, lässt sich weder technisch noch theologisch auflauern. Wer will schon heute noch der Alchemisten Schicksal teilen?

Abgesehen war "Lauern" noch nie ein taugliches Mittel, die Wahrheit zu erhaschen. Nach diesen von mir gedachten, einführenden Worten will ich Sie, geschätzte Freunde und Kunstinteressierte im Namen der beiden Künstler Gennady Karabinskiy und Manuel Müller recht herzlich willkommen heissen.

Kunst kommt von Können, lehrten uns Caravaggio, Michelangelo, Raffael, Picasso und viele andere wahrhaften Künstler.

Die Zürcher Kunstszene hat internationale Strahlkraft. Fenchelsalat an sizilianischer Paste und stets der richtige Wein. Die Beziehungsfolge im Kunstmarkt ist harte Arbeit.

Kunst kommt vom "Können" ….. nein, behaupte ich, Kunst kommt von "Kennen".

Kunst ist Kommunikation. Die Kunstwelt selbst hat ihre Vernetzungen immer wieder zum Thema gemacht.

Der amerikanische Künstler "Francis Picabia" etwa entwarf 1919 sein "Dada Movement"; in den 70igern erregte der Grieche George Maciunas mit seinem Fluxus-Diagramm Aufmerksamkeit. Beide Darstellungen zeigen vor allem die Beziehungen der Künstler untereinander, ihre Freundschaften, Liebschaften, familiären Verpflichtungen.

Später wurden diese Netzwerkdarstellungen erweitert, es stiessen dazu Galeristen, Kuratoren, Sammler, Museumsdirektoren, Verleger, Mäzene und die ohne dies alles besser wissenden Kritiker der schreibenden Zunft, die sogenannten Experten in jeglicher Beziehung dazu. Der wohl nicht aus Ressentiment entstandene "Schweizer Stammbaum" der Schweizer Kunstmafia von Hans Rudolf Ambauen, selber Künstler, erfolglos, portraitierte eine Kunstwelt, in der nicht die schöpferische Kraft der Künstler über Erfolg oder Nichterfolg entscheidet, sondern eine Marktmaschine.

Ich bin mir bewusst, das Genie im Kellerloch hat heute keine Chance mehr. Wer keine Beziehungen hat, existiert nicht. Wer glaubt Kunst sei ein Geheimnis, Kreativität, etwas "Göttliches" wird als naiv angesehen. Wie gesagt: "Kunst ist Kommunikation." Ein Künstler schaut heute, dass er die richtigen Leute kennt – aber wer sind die richtigen Leute – die seine Arbeiten sehen, welche sind die richtigen Leute? Diejenigen, die Geld oder Einfluss oder "Beides" haben. Wie falsch, behaupte ich!

Die Stargaleristin Eva Presenhuber sagt, sie wird nie mit einem Künstler zusammen arbeiten, dessen Persönlichkeit sie nicht überzeugt. "Ein guter Künstler hat auch eine gute Persönlichkeit. Und damit meinte sie: Er muss mit Leuten umgehen können. Muss er das denn wirklich?

Die Börsen boomten, Hoeness zockte, gewann und verlor 130 Millionen, junge Leute verdienten astronomische Summen, und mit den alten Statussymbolen wie Villen, Armani und Ferrari konnte man sich nicht mehr zeigen. Kunst kam dazu. Wirkliche Kunst? Wenn eine Holzpalette mit einem 8 m langem dreckigen Schlauch umwickelt für eine Viertel Million über den Tisch geht, so hat dies für mich mit Kunst nichts mehr zu tun. Ich lasse mich doch nicht veräppeln.

Nach meinen philosophischen Betrachtungen der heutigen Kunstszene nun zu den beiden von mir außerordentlich geschätzten Künstlern Gennady Karabinskiy und Manuel Müller.